Die Reisezeit hat begonnen – und damit erinnert sich vielleicht die eine oder andere Familie auch an unschöne Erlebnisse mit Erbrochenem auf dem Rücksitz oder im Fußraum, improvisierte Reinigungsaktionen und unnötigen Stress bei der letztjährigen Fahrt in den Urlaub. Warum trifft es immer die Kleinen bei der Reiseübelkeit? Und was kann man dagegen unternehmen?
Viele Eltern schwören auf Übelkeit reduzierende Medikamente. Vom unkritischen Einsatz vieler dieser Stoffe raten Kinder- und Jugendärzte aber dringend ab.
Gerade bei Kleinkindern kann es in seltenen Fällen zu gegenteiligen Wirkungen kommen. Die Medikamente können den Brechreiz sogar auslösen. In Einzelfällen kann es zu Überdosierungen mit tödlichem Verlauf kommen, obwohl die empfohlene Menge verabreicht wurde. Eltern sollten also immer über alternative Möglichkeiten zur Vermeidung und Reduktion von Reiseübelkeit informiert sein.
Reiseübelkeit entsteht, wenn die Signale des Gleichgewichtsorgans nicht mit den restlichen Sinneseindrücken übereinstimmen. Babys stört das noch nicht so sehr, da in diesem Alter die optischen Eindrücke noch nicht mit Bewegungserfahrungen gekoppelt sind. Ab dem Alter von zwei Jahren kann die Übelkeit Kinder dann aber umso heftiger erwischen. Der Körper denkt, er steht still, das Gleichgewichtsorgan meldet hingegen Bewegung. Auf diesen Widerspruch reagiert der Körper mit Übelkeit – manche stärker, manche schwächer. Wichtig ist, die unterschiedlichen Eindrücke besser abzugleichen, zum Beispiel in dem das Kind auf der Mitte der Rückbank sitzt, damit es nach vorne sehen kann. Am besten ist es, den Blick auf einen festen Punkt in der Ferne zu richten.
Aber auch eine sanfte, vorausschauende Fahrweise kann helfen, Übelkeit zu vermeiden. Außerdem helfen eine leichte Mahlzeit vor Fahrtbeginn, Ablenkung, regelmäßige Pausen an der Frischluft und das Vermeiden widersprüchlicher Sinnesreize.
Meine Empfehlung: Wer sich spuckende Kinder auf der Rückbank ersparen will, sollte Tablet, Smartphone, Bücher usw. bis zur Ankunft am Ferienort wegpacken! Beschäftigen Sie statt dessen die Ohren, z.B. mit Geschichten, Hörbüchern usw.
Homöopatisch kann vor Reisebeginn Cocculus C30 5 Globuli gegeben werden, bei längerer Fahrt einmalig wiederholen. Bei akuter Übelkeit ist dann Nux Vomica D6, durchaus stündlich 5 Globuli indiziert.
Auf keinen Fall darf das Kindbei laufender Fahrt abgeschnallt werden, wenn es über Übelkeit klagt. Sicherheit geht immer vor. Fenster auf, den nächsten Parkplatz ansteuern und – für den schlimmsten Fall – eine Brechtüte parat haben.
In diesem Sinne : eine gute und entspannte Urlaubsreise!